Zu: Ein Teufelskreis (MAZ 22.06.04)

Zwei wesentliche Punkte fehlen noch, die den Teufelskreis beschleunigen: Geringerer Lohn und längere Arbeitszeit. Vor wenigen Jahren schrieb Wolfgang Thierse sein Buch "Der Osten steht auf der Kippe". Vielleicht ist er schon gekippt. Wenn jemand keine festen Heimatbindungen hat und gut ist, dann ist er weg. Von den Arbeitskräften wird Mobilität gefordert und gute Leute werden überall mit Kußhand genommen. Die guten Fachkräfte der DDR, die seßhaft blieben, gehen langsam in Rente und die Jungen, von denen viele trotz z.T. schlechter Ausbildung gut wurden, verlassen den Osten.

Die Politik kann diesen Trend umkehren, denn sonst hätte z.B. Thierse sein Buch nicht geschrieben. Aber viel Zeit ist wirklich nicht mehr. Zur Zeit kann die Politik noch Einiges tun, um die Reste zu reaktivieren - in wenigen Jahren kann alles vorbei sein: keine Fachkräfte mehr.

Aber eine ostdeutsche Lösung bringt nichts. Die Arbeitslosigkeit in Gesamtdeutschland politisch beseitigen (und die Vorschläge waren schon einige Male in der MAZ) - und bei geringer Arbeitslosigkeit müssen nicht die Fachkräfte abwandern, sondern den Betrieben bleibt nichts anderes übrig, als dort ihre Standorte zu wählen, wo u.a. die Fachkräfte sind - wenn noch welche da sind. Sonst wird der Osten zum Mezzogiorno Deutschlands.

Jochen Ebel, Borkheide

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