Zu: Geerntet wird später (MAZ 21./22.05.05)
Auch in Großbritannien wird nur soviel produziert, wie auch verkauft wird. Auch in Großbritannien stellt niemand jemanden ein (und sei der Lohn auch noch so niedrig), wenn die geschaffene Arbeitsleistung keine Abnehmer findet.
Also muß festgestellt werden, worin die Unterschiede Deutschland / Großbritannien bestehen - die im Artikel genannten Unterschiede spielen dafür fast keine Rolle. Ein Unterschied ist z.B. die geringere Produktivität in Großbritannien gegenüber Deutschland, deshalb muß in Großbritannien länger gearbeitet werden als in Deutschland, um den gleichen Produktionsausstoß zu erzeugen. Da aber die Arbeitszeit nicht so viel länger ist, als die Produktivitätslücke, ist die Arbeitslosigkeit geringer. Dazu kommt noch der Nachfrageausfall in Deutschland wegen der hohen Arbeitslosigkeit (größer 40 Mrd. EUR), der automatisch auch die Produktionsmenge senkt (ein Teufelskreis: Arbeitslosigkeit bedeutet sinkende Nachfrage und sinkende Nachfrage bedeutet höhere Arbeitslosigkeit). Die optimale Arbeitszeit hätte z.B. eine Steigerung der Wirtschaftsleistung um rund 7 % zur Folge.
Noch etwas zu "später". Was sind realistische Zahlen für später? Im Artikel sind unterschwellig 12 Jahre und mehr vorausgesetzt. Hat in 12 Jahren die Politik keinen Einfluß auf die Wirtschaftsdaten gehabt? Die heutigen Wirtschaftsdaten sind auch wesentlich von kurzfristigeren Wirkungen beeinflußt. Die Statistik zeigt z.B. das die Zeit des Wirkungszusammenhang von Arbeitszeit und Arbeitslosigkeit zwischen 1 und 3 Jahren liegt, Investitionsentscheidungen haben Ergebnisse zwischen 2 und 5 Jahren und die Ausbildungszeiten (einschließlich Berufswahl) liegen zwischen 3 und 6 Jahren.
Jochen Ebel, Borkheide
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