Prognose Arbeitsdaten

Ausgangspunkt für eine Prognose ist das Betrachten der Vergangenheit und die Nennung der Prognosevoraussetzungen.

Zur Erstellung der Prognose wird die Arbeitszeitentwicklung im vergangenen Jahrhundert verwendet. Und zwar aus einem Gutachten, das im Auftrag der Ernst Freiberger-Stiftung im Febr. 2001 vom IWG (Institut fü Wirtschaft und Gesellschaft) in Bonn erstellt wurde. Die Gesamtverantwortung hatte Prof. Dr. M. Miegel.

Titel: Arbeitslosigkeit in Deutschland - Folge unzureichender Anpassung an sich ändernde wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedingungen.

Aus diesem Gutachten wurde Schaubild 6: "Arbeitsvolumen pro Einwohner und individuelle Jahresarbeitszeit pro Erwerbstätigem in Deutschland 1900-2000" verwendet. Von diesem Diagramm wurde die Kurve "Jahresarbeitszeit pro Erwerbstätigem" abgelesen und rechnerisch untersucht.

An die Ist-Kurve wurden verschiedene Trendkurven angepaßt. Insbesondere werden als Vergleichskurven oft lineare oder exponentielle Kurven verwendet, wenn die - für den Kurvenverlauf zutreffende - Gesetzmäßigkeit noch unbekannt ist. Durch die beiden Weltkriege mit dem massiven Bedarf zunächst an Rüstung und dann an Ersatz der zerstörten Werte ist der allgemeine Trend unterbrochen worden.

    Deswegen gibt es 3 mögliche Arten der Anpassung:
  1. beste Anpassung für das ganze Jahrhundert, wenn Kriege als fester Bestandteil angesehen werden
  2. beste Anpassung für die Zeit, wo die Kriegsfolgen weitgehend abgeklungen sind. Hier wird dafür das Jahr 1955 verwendet.
  3. beste Anpassung für das ganze Jahrhundert mit dem Versuch, die Kriegsfolgen herauszurechnen.

Die letzte Anpassung geschieht in den letzten 2 Diagrammen nur für eine exponentielle Anpassung.

Je nach Art der Anpassung erhält man für das Jahr 2040 Arbeitslosenraten zwischen 30 % und 56 %, wobei die 40 % für exponentiellen Verlauf mit Herausrechnung der Kriegsfolgen am wahrscheinlichsten sind. Voraussetzung für diese Arbeitslosen ist das Festhalten an der gegenwärtigen "Normalarbeitszeit" ohne diese dem aktuellen Bedarf anzupassen. Zugrunde gelegt ist dabei immer eine "Normalarbeitszeit", die im Jahre 2000 eine Arbeitslosenrate von 10 % erzeugt.

[Ergänzung 2010: Die Auswahl der Anpassung war nicht einfach. Seit 1990 werden die Arbeitszeiten für Gesamtdeutschland bestimmt - sind aber in beiden Teilen Deutschlands unterschiedlich. Ganz deutlich ist das durch den relativ steilen Arbeitszeitabfall kurz nach 1990 zu sehen. Allerdings nähert sich die Ist-Kurve schon kurz danach wieder der Trendlinie - aber als Mittelwert Ost-West, d.h. im Osten über dem Trend, im Westen unter dem Trend. Da diese Prognose 2003 geschrieben wurde und die Bezugskurve von Miegel bis 2001 geht, lag es nahe, als Bezug etwa Ausgabejahr 2000 zu wählen. Was unter "Normalarbeitszeit" verstanden wird (siehe die nachfolgende Kurve) hat sich im Laufe der Jahre geändert und wird sich auch in Zukunft ändern, die Teilzeitarbeit wurde wesentlich, auch Kurzarbeit nahm größeren Umfang an und statistische Tricks nahmen zu - deshalb ist die Prognose der Arbeitslosenrate und und die offizielle Arbeitslosenrate unterschiedlich.]

Diagramm Änderung der jährlichen Arbeitszeit je Erwerbstätigen

Wichtig für Trenduntersuchungen ist die Angabe der Güte des Trends. Hier ist die Trendabweichung für die Jahre 1955 bis 2000 dargestellt.

Diagramm Trendabweichung

Wird die "Normalarbeitszeit" nicht entsprechend dem Bedarf gesenkt, so entwickelt sich die Arbeitslosigkeit entsprechend dem nachfolgendem Diagramm (als Mittelwert mit gelegentlichen Abweichungen). Dabei bringt die Einfürung von Niedriglöhnen überhaupt nichts, denn durch die Niedriglöhne wird die Kaufkraft vermindert - es ist nur Zahlenkosmetik. Genau wie durch die Einführung des Euro alle Zahlenwerte ca. halbiert wurden - ohne daß sich Angebot und Nachfrage wesentlich geändert haben.

Im Diagramm ist auch die gewesene Ist-Arbeitsosigkeit eingetragen. Diese Kurve verläft immer oberhalb der rückgerechneten Arbeitslosigkeit. Daraus folgt aber nicht, daß das Modell fehlerhaft ist, denn die Arbeitslosigkeit wird durch die "Normalarbeitszeit" bestimmt. Stattdessen ist der Unterschied ein deutliches Signal für die Notwendigkeit der Anpassung der "Normalarbeitszeit" an den Bedarf.

Dabei bedeutet die Senkung der "Normalarbeitszeit" keine Reduzierung des Nettolohns, sondern eher eine Steigerung - siehe eine weitere Abhandlung

Diagramm Entwicklung der Arbeitslosigkeit - verschiedene Szenarien

Im Weiteren ein Versuch die Kriegsfolgen als Unterbrechung eines gleichmäßigen exponentiellen Trends herauszurechnen. Dabei zeigt sich, daß die beiden Weltkriege zusammen eine Verzögerung von 28 Jahren verursacht haben. Ohne die beiden Weltkrieg wäre heute die Jahresarbeitszeit schon bei 1063 h statt 1425 h.

Diagramm Arbeitszeitentwicklung durch Kriegsfolge

Wird die "Normalarbeitszeit" hier auch nicht entsprechend dem Bedarf gesenkt, so entwickelt sich die Arbeitslosigkeit entsprechend dem nachfolgendem Diagramm (als Mittelwert mit gelegentlichen Abweichungen):

Diagramm Prognose Arbeitslosenrate ohne Arbeitszeitverkürzung

Ein letzter Punkt: Wie hat sich die deutsche Wiedervereinigung auf die Arbeitszeitentwicklung ausgewirkt? Die Zeit ist noch zu kurz, um eine stabile Aussage zu treffen. Mit den wenigen Jahren, die seitdem vergangen sind, erscheint folgende Aussage möglich: Der gesamtdeutsche Einfluß war etwa 1994 beendet, die Verzögerung des gleichmäßigen Abfalls war ca. 1 Jahr 7 Monate. Siehe das nachfolgende Diagramm:

Diagramm Arbeitszeitentwicklung durch die Vereinigung

Die Zeit für eine fundierte Aussage ist deswegen nicht eindeutig, da die Schwankungen um den allgemeinen Trend größer als die die Änderungen nach der Vereinigung sind. Auch würde eine Ergänzung alte BL / neue BL sinnvoll sein. Dazu fehlen dem Autor aber Daten. Der Autor vermutet, daß wegen der hohen Arbeitslosigkeit in den NBL die Arbeitszeit je Arbeitswilligen trotz der der längeren Arbeitszeit der Beschäftigten in den NBL kleiner als in den ABL ist. Das hat zur Folge, daß in den ABL länger gearbeitet wird bzw. die Arbeitslosigkeit geringer ist. Wird in Gesamtdeutschland kürzer gearbeitet (damit die Arbeitslosigkeit verschwindet), werden auch die ABL davon profitieren. D.h. kürzere Arbeitszeit ohne Einbuße an Nettolohn.


Letzte Aktualisierung Oktober 2010

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Dieser Ausschließungshinweis ist wegen Gerichtsurteilen notwendig. Allerdings verstehe ich solche Urteile nicht, da es Literaturangaben (und Links sind die moderne Form der Literaturangaben) schon immer gab und es nie (meines Wissens) ein Urteil gab, das man sich evtl. durch eine Literaturangabe mit der Literatur identifiziert.